Hans Albers - |
Hans Albers starb am Sonntag, den 24. Juli
1960 nach längerer Krankheit im Sanatorium Kempfenhausen
am Starnberger See an den Folgen einer schweren inneren
Blutung. Im Februar 1960 war er mit einer zunächst
harmlos erscheinenden Grippe in ein Wiener Krankenhaus
eingeliefert worden. Bald stellten sich jedoch
Komplikationen ein. Erst anfangs April kehrte der
Schauspieler in sein Landhaus am Starnberger See zurück.
Im Juli verschlechterte sich sein Zustand wieder, worauf
er ins Senatorium Kempfenhausen eingeliefert werden
mußte. Am 25. und 26. Juli 1960 meldeten die Zeitungen
den Tod von Hans Albers. Hans Albers wurde am Freitag, den 29. Juli 1960 in Hamburg beigesetzt. »Heimat ist da, wo man stirbt«, hatte er gesagt, »und nicht da, wo man lebt. Bayern ist ein wunderschönes Land. Aber ich möchte nicht als kleiner Otto in Tutzing auf dem Friedhof liegen - und wenn ich mal dran bin, da soll es in Hamburg sein.« Neben Hansi Burg und den drei Schwestern waren unter den Trauergästen Trude Hesterberg, Max Schmeling, Paul Verhoeven, Michael Jary, Eugen York - und Kränze von Gustaf Gründgens, Heinz Hilpert, Willy Birgel, Curd Jürgens. Draußen aber, vor dem Krematorium Ohlsdorf, standen weit über zehntausend Menschen, um von Hans Albers Abschied zu nehmen. Und wenn sie gekonnt hätten, wenn sie nicht hätten arbeiten müssen und in anderen Städten gewohnt hätten - wären es vielleicht auch Millionen gewesen. Denn Millionen hatte er irgendwann, irgendwie einmal geholfen. In Inflation, Arbeitslosigkeit, Unfreiheit, Krieg und Nachkriegsjahren. Was immer die Traumfabrik auch fabriziert hat, wenn Albers spielte, gingen Millionen nach anderthalb Stunden verändert nach Hause, hatten aufgetankt - Optimismus und den Glauben an den Sieg des Guten. Hatten etwas in sich von der Ausstrahlung dieses Mannes, dem man glaubte, daß er siegen mußfte. Siegen auch im Tod. Die Halle war mit einem Meer von bunten Blumen geschmückt. Riesige Kränze, Orchideen und ein Teppich roter Rosen lagen über seinen Sarg. Dazwischen kleine und bescheidene Sträuße von den vielen, mit denen Hans Albers sich zu einem Bier zusammengesetzt hat, von den Nachbarn seines Geburtshauses, von den unzähligen Verehrerinnen dieses Mannes, der schon in der Stummfilmzeit zur ersten Garnitur zählte und der bis zu seinem Tode so beliebt war, wie es keinem zweiten vergönnt gewesen ist. Die Treuesten unter seinen Verehrern hatten sich schon Stunden vorher auf dem Friedhof aufgestellt, um sich einen guten Platz zu sichern. Geduldig harrten sie aus, uni dabei zu sein. Sie nahmen Gedränge, überfüllte U-Bahnen und die absperrende Polizei in Kauf. Hans Albers war immer ein Mann des Volkes gewesen, und das Volk hat ihm seine Treue und Anhänglichkeit auf eine Weise bewiesen, wie es Worte nicht vermögen. Bei der Beisetzung hielt Pastor Brenningmeier die Trauerrede. Als Vertreter der Kulturbehörde der Hansestadt sprach Senator Dr. Hans Biermann-Ratjen, Walter Koppel als Vertreter der Filmwirtschaft, Theo Osterwind als Produzent und Freund, sowie der Regisseur Helmut Käutner. Senator
Dr. Hans Biermann-Ratjen: »Der Senat dieser Stadt dankt
durch mich dem großen Schauspieler Hans Albers für sein
künstlerisches Lebenswerk, mit dem er Millionen von
Menschen Freude gemacht hat. Dankt ihm für seine Güte,
seine Heiterkeit und seinen unverwüstlichen Humor. Für
diese urwüchsige Kraft und Frische, die den Gedanken, er
sei vom Tode besiegt, uns allen unvorstellbar macht.
Dankt ihm nicht zuletzt auch für die tiefe Treue und
Liebe, die er sein Leben lang seiner Vaterstadt bewahrt
hat. Überall in Deutschland und der Welt war er
berühmt, aber in Hamburg war er mehr, er war
volkstümlich in einem ganz seltenen Maße, wie es kaum
je einem Menschen zuteil wird. Das Volk liebte ihn nicht
nur: es erkannte sich selbst in ihm wieder. Er war ein
Stellvertreter all unserer Leute im Hafen und auf den
Schiffen - in St. Pauli und auf den Femlastern -, sie
alle hat er in zahlreichen Varianten einmal gespielt. Und
nicht nur gespielt. Ihre Art zu sprechen und zu sein -
war seine Art. Und durch ihn wurde dieser
spezifisch-hamburgerische Menschenschlag aller Welt
bekannt und vertraut. Auf seine Weise wurde er - ohne es
bewußt zu wollen, aber gerade dadurch - so überzeugend
der Gesandte Hamburgs auf der Leinwand, die heute die
Welt bedeutet. Der Repräsentant unserer städtischen
Demokratie, die nicht nur von den Großen getragen wird,
sondern vor allem von den kleinen Leuten, die er kannte
und darstellte wie keiner. Ihre Geradheit, ihre Einfalt,
ihre harte Nüchternheit, ihren derben Humor und ihre
menschliche Sauberkeit. Das alles wurde weitläufig und
weltbekannt durch ihn. Er wird fortleben - nicht nur in
seinen vergänglichen Filmen - mehr noch in den
Erzählungen und Berichten, durch die das Volk sein
Andenken weitergeben wird von Generation zu Generation.
An die Jungen - die ihn nicht mehr gekannt haben. Walter Koppel: »Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft in Deutschland, in deren Namen ich spreche, nimmt in tiefer Trauer Abschied von unserem Hans Albers. Denn er war unser Hans Albers. Er wurde zu einem der Höhepunkte unserer Filmgeschichte. Sein Name wird mit ihr immer verbunden bleiben als der strahlende Held, der große Komödiant, der echte Schauspieler, der immer aus dem übervollen Herzen seine Rollen gestaltete. Und deshalb war er den Herzen seiner Zuschauer immer so nah, weil er immer ein beglückendes Erlebnis war: das Erlebnis einer überwältigenden, natürlichen Menschlichkeit. Darum wird er noch lange leben, wenn dieser Tag längst der Vergangenheit angehören wird. Unser Dank und unser schmerzlicher Gruß gelten ihm, der uns Filmproduzenten, Verleiher und Theaterbesitzer so sehr daran erinnert, daß es eben doch im hohen Maße die Kraft der persönlichen und künstlerischen Ausstrahlung von der Leinwand herab ist, die den Film lebendig und zu mehr als nur zu einem Tagesgespräch macht. Sie aber ist nicht erlernbar und nicht erziehbar. Eine Lücke bleibt zurück, die der Tod dieses ausgezeichneten Menschen und ausgezeichneten Schauspielers gerissen hat. Wann auch immer von Verdiensten gesprochen wird, die um den deutschen Film erworben worden sind, so muß auch das hier gesagt werden: Was wäre der Film ohne so große Persönlichkeiten, die vor der Kamera stehen, wie sie Hans Albers verkörperte, der Millionen Menschen anzog und begeisterte!? Wir scheiden voll Trauer und mit dem Versprechen, seinen Namen in Ehren zu bewahren. Den Namen Hans Albers, der mit manchem klassischen Meisterwerk des deutschen Films für immer verbunden ist - vom <Blauen Engel> bis <Münchbausen>.« Theo Osterwind: »Aus einem vollen gelebten Leben hat uns Hans Albers verlassen, ohne Hoppla, ganz still. Als ich die Nachricht von seinem Tode nach Hause bringen mußte, herrschte Bestürzung. Den sonst so unsentimentalen Kindern standen die Tränen in den Augen, unsere Jüngste weinte, er war so nett. Ein Maximum kindlicher Zuneigung. Als wir dann über ihn sprachen und uns an immer mehr Details aus gemeinsam erlebten Muße- und Arbeitsstunden erinnerten, da wich der Bestürzung die Trauer, aber auch das Bewußtsein, wie schön es ist, ein so gutes Verhältnis zu diesem wertvollen Menschen gehabt zu haben. Er war ein großer, ein immer ehrgeiziger Künstler, der viel über Wert und Unwert dieser Welt wußte. Er blieb sich immer treu und ließ sich auch in den Jahren nicht korrumpieren, als seine Blondheit und seine blauen Augen ein ganzes Programm hätten repräsentieren können. Als Filmproduzent erweise ich dem Volksschauspieler Hans Albers, der unersetzlich ist, meine Reverenz. Als Freund danke ich ihm für die Treue sich und anderen gegenüber. Seiner trauernden Frau und seinen schmerzerfüllten Schwestern möchte ich sagen, welch ein Geschenk, solch einen Mann, solch einen Bruder gehabt zu haben. Tschüs, Hans!« Helmut Käutner: »Hanne! Hör mal, Hanne, die Hansi sagt mir, du hast dich schlafen gelegt. Na bitte, das ist doch ganz natürlich. Wer so viel gearbeitet hat wie du, der wird doch auch mal müde sein dürfen. Außerdem, man muß sich doch ausruhen, wenn man eine so weite Reise vorhat wie du! Eine so weite Reise in die große Freiheit. In die einzige Freiheit vielleicht, die es wirklich gibt. Und da dachte ich, vor so einer Reise, da sollte man noch mal seine Freunde um sich haben. Irre ich mich? Nur so auf einen Schwatz, auf ein Glas, auf ein Lachen, das du ja immer so gern hast. Ich finde, da braucht man gar keine so großen Worte. Da genügt es, wenn man weiß, das bist du und das sind wir, und du und wir, das gehört zusammen und das ist eigentlich eins. Entschuldige bitte, daß ich mir hier etwas aufgeschrieben habe. Ich sollte das eigentlich nicht benutzen, denn ich habe ein wenig Angst, daß du sagst: na also, der Kollege von der Sommerbühne ist nicht einmal in der Lage, mit mir ein paar Worte zu sprechen, und daß er einen <Neger> braucht. Na, und dann gäbe es noch einen viel besseren Grund, den du uns selbst beigebracht hast, daß man einfach ohne etwas Aufgeschriebenes mit dir reden sollte. Nämlich, deine Texte waren immer viel besser, wenn sie frei von der Leber weg kamen. Wenn du einfach gesprochen hast, so wie es dir ums Herz war, und nicht, wie es aufgeschrieben war. Denn deine Texte wurden einfach vom Herzen her gesagt. Deine Texte. Erinnerst du dich noch im <Regina>, das war, glaub ich, 43, du hattest das große Eckzimmer, das Zimmer 106, das du immer hattest, das Albers-Zimmer, das schönste Zimmer des Hauses, und dann kamen zwei Herren von Obersalzberg und fragten dich: - das heißt, sie forderten es mehr - du möchtest ihnen das Zimmer geben, für einen Staatsbesuch. Du sagtest natürlich nein! Und dann sagten sie, aber dieser Staatsbesuch sei doch ein König. Ich sehe noch deine blauen Augen, wie du ihn anblitztest, den armen kleinen Adjutanten, und sagtest: <Junger Mann, sagen Sie bitte Ihrem Brötchengeber, Herr Hans Albers ist auch ein König!> Das war damals ein Scherz. Aber ich glaube, Hans, irgendwo ist es wahr. Du bist ein König. Ja, auf deine Weise. Dein Zepter ist dein Humor, und deine Krone ist dein goldenes Herz. Und es ist ja nicht alles Talmi, was glänzt. Wir sind sehr arm dran, wenn du nun auf große Fahrt gehst. Wir können nicht sagen: <Le Roi est mort - vive le Roi!> Denn so einen König in allen Dingen gibt es nicht so leicht noch einmal. Und darum möcht ich dir vorschlagen - wie ich dich kenne, bist du da sehr mit einverstanden -, daß wir gar nicht erst Abschied nehmen. Denn du bleibst ja bei uns. In uns, mit uns, wie eh und je. Prost dann! - Ja, sag mal, das kann doch wohl nicht wahr sein, das kann doch nicht wahr sein, daß du deine rosa Nelke nicht angesteckt hast. Wir werden uns doch nicht zu guter Letzt noch vorwerfen lassen, daß bei dir irgendwas nicht gestimmt hat. Wenn es auch nur ein ganz kleiner Anschluß ist. Darf ich ... Tschüs, mein Junge. Good bye, Jonny! Moi Wedder end gode Fahrt!« Nach der Predigt, nach dem Gebet des Pastors erklang »Ich hab eine kleine Philosophie« und dann »La Paloma«. Das hatte sich Albers zu seiner Beisetzung gewünscht, wie vor ihm der 1934 verstorbene Joachim Ringelnatz. »La Paloma - ohe ...« Pressemeldungen: Heinemann-Rufer in der Berliner Zeitung: »Die Menschen, die ihn auf der Leinwand erlebten - und das dürfte die halbe Welt sein -, sie liebten ihn mit ganzem Herzen .... Wenn es einen Himmel für große Männer gibt: Hans Albers kommt bestimmt hinein.« Herbert Pfeiffer in der Berliner Morgenpost: »Man wird noch lange von ihm reden. Man wird wahrscheinlich länger von ihm reden als von manchen Darsteller, dessen Werte im Sinne der Schauspielkunst höher und differenzierter sind. Denn: Albers war ganz direkt, elementar, unmittelbar. Das sicherte ihm Popularität. Seine Abenteuerer, Seefahrer, Naturburschen wurden, wenn die Sache schiefging oder sich Schmerz einstellte, nie so promblematisch, daß dem Zuschauer der Schrecken des Lebens sichtbar wurde. Seine Kraft erhielt sich im Sentimentalen - das Wort gilt hier gar nichts als Unwert gebraucht -, und Albers ist damit eigentlich der echteste Volksschauspieler der neueren Massenkunst, des Tonfilms, geworden.« S.F. in der Frankfurter Allgemeine Zeitung: »Hans Albers war ein wirklicher Schauspieler, diszipliniert und voller Charme, grandios in der Beherrschung einer artikulierten Sprache, zurückhaltend und daher wirksamer in seinen Gesten, typenbildend, immer ganz bei der Sache. Von ihm ging Fernweh aus und eine ungebrochene, frische Wehmut. Ihn umgab eine Aura, die nur ihm zugehörte: Tatsachenromantik könnte man sie nennen.« Werner Fiedler im Tag: »Darsteller, die vor uns beklemmend das zerfranste Seelenleben unserer Zeit ausbreiteten, gibt es eine ganze Reihe, aber den urwüchsigen Menschen zu zeigen, der trotz aller Schwierigkeit das fatale Leben meistert, das konnte niemand besser als Hans Albers.« Friedrich Luft: »Hans Albers war so vital, daß jedesmal die Nähte krachen, wenn er auftritt. Die Erscheinung des blonden Hans war so volkstümlich, sein fröhlicher Strahlenblick so effektvoll, seine wippende Kerlserscheinung so ungemein beliebt, weil Gott vergessen hatte, ihn auch nur die Andeutung eines Zweifels an sich selbst, einen Komplex oder eine Hemmung einzubauen. Er empfand sich, in seiner ganzen naiven und liebevoll extrovertierten Art, als ein Geschenk für die Umwelt. Für Frauen war er der herrliche Supermann mit der fröhlichen, hemdsärmeligen Liebhaber-Attitüde. Und für Männer war er die Inkarnation des Pfundskumpels, mit dem man alle Pferde dieser Erde stehlen konnte. Der Mann war herrlich! Man wird seines gleichen nicht wieder in einem Menschenalter erleben ...« Der Kollege, der Schauspieler Erich Fiedler, schrieb unter dem Eindruck der Todesnachricht 1960: »Hanne, wie oft hast du Luise geschaukelt, Für die Pflege und den langfristigen Erhalt der Grabstätte sorgt der Hans Albers Freundeskreis Hamburg e.V.. |
Brief des Bürgermeisters Max Brauer zum Tod von Hans Albers (24. Juli 1960) an die Schwester Mimi Tölle (geb. Albers) | |
Original Grabrede von Helmut Käutner (Regisseur und Schauspieler) | |
Erinnerung an den 50.Todestag -
Samstag, 24. Juli 2010
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Erinnerung an den 60.Todestag -
Freitag, 24. Juli 2020
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© Manfred Wirth 26.09.1998 |
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Hintergrundmelodie nur im INTERNET EXPLORER: «Say Goodbye» (Sphärenklänge von Andreas Redlich) |